Der Diabetes und das Herz
„Es muss von Herzen kommen, was auf Herzen wirken soll.“
Johann Wolfgang von Goethe
Patient*innen mit einem Diabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehört der Herzinfarkt, der Schlaganfall, aber auch Erkrankungen an den Gefäßen wie zum Beispiel die arterielle Durchblutungsstörung mit Verengungen der Halsschlagader oder Durchblutungsstörungen der Beine. Schlimmstenfalls können diese Ereignisse tödlich ausgehen. Überleben die Patient*innen, so haben sie zukünftig eine deutlich niedrigere Lebenserwartung als altersgleiche Gesunde.
Ein Diabetes mellitus wird als Risikofaktor der Herz-Kreislauferkrankungen unterschätzt. Erhöhte Blutzuckerwerte tun nicht weh, häufig merken die Patient*innen auch keine Einschränkungen in der Lebensqualität. Diese zeigt sich vielmehr im Verzicht von bestimmten Essen und Lebensgewohnheiten. Regelmäßige Bewegung und Sport können als lästig empfunden werden. Erkennt man allerdings die Notwendigkeit eines verbesserten Lebensstils und kann dadurch die kardiovaskulären Risiken minimieren, trägt es zum Erhalt der Gesundheit maßgeblich bei.
Das individuelle Risiko kann über Gesundheitsscores ermittelt werden.
Ein Score ist der PROCAM Score, der die Wahrscheinlichkeit ausrechnet, in 10 Jahren einen Myokardinfarkt zu erleiden. Auf der Internetseite der Assmann Stiftung kann man diesen Test schnell und einfach selbst durchführen.
Wichtig ist, zusätzlich zum Diabetes andere Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkennen und bestmöglich zu behandeln.
Typischerweise gehören dazu:
Rauchen:
Die Kombination aus Diabetes und Nikotinabusus ist fatal und mit einem deutlich erhöhten Risiko verbunden. Es wird Jedem empfohlen, sofort mit dem Rauchen aufzuhören.
Dies kann mithilfe von Kursen (z. B. Tabakentwöhnung im Klinikum Nürnberg Nord) oder Nikotinersatz (Nikotinpflaster/Kaugummi) mit Hypnose oder auch rezeptpflichtigen Medikamenten erreicht werden.
Erhöhte Blutfette:
Wie bereits im vorherigen Blogbeitrag gezeigt, ist es wichtig, dass die Blutfette im Zielbereich liegen. Erreicht werden kann die mit einer fettarmen Ernährung oder in Kombination mit einer medikamentösen Statintherapie
Erhöhte Blutdruckwerte:
Der Zielwert für die Blutdruckeinstellung eines Diabetikers liegt bei 130/80 mmHg. Werte, die darüber liegen, werden medikamentös gesenkt. Natürlich wird individuell darauf geachtet, dass in Ausnahmefällen andere Zielwerte möglich sind (z. B. 140/90 mmHg bei älteren Patienten).
Herz-Kreislauferkrankungen in der Familie:
Dies ist ein Risiko, das man leider nicht beeinflussen kann. Kommen in der Familie solche Erkrankungen, und hier besonders in jungen Jahren (<60 Jahre) vor, steigt auch das eigene individuelle Risiko.
Alter:
Auch dieser Risikofaktor lässt sich verständlicherweise nicht beeinflussen. Im höheren Lebensalter ist natürlicherweise das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken, erhöht.
Diabetes:
Hier ist die durchschnittliche Einstellung der Blutzuckerwerte und die Dauer des Diabetes entscheidend.
Andere Risiken wie Stress, Gewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel werden im Score nicht erwähnt, haben aber natürlich genauso Einfluss auf die Gesundheit.
Je nach Risikoprofil wird man einer bestimmten Risikogruppe zugeordnet und entsprechend therapiert:
- Sehr hohes kardiovaskuläres Risiko
- Hohes kardiovaskuläres Risiko
- Moderates kardiovaskuläres Risiko
Nachfolgend die Empfehlungen der deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zur kardiovaskulären Risikoreduktion bei Diabetikern:
- Raucherentwöhnung (s. o.)
- Mediterrane Diät mit vielfach und einfach ungesättigten Fettsäuren
- 150 Minuten pro Woche moderate bis anstrengende körperliche Aktivität
- Senkung der Cholesterinwerte auf bestimmte Zielwerte (je nach Risikoprofil)
- Bei Patienten mit stattgefundenem kardiovaskulärem Ereignis die Gabe von ASS 100mg (immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt)
- Blutdruckeinstellungen zwischen 120/70 -130/80 mmHg
- Hba1c Einstellungen im Zielbereich (individuell)
- Vermeidung von Unterzuckerungen
- Gabe bestimmter kardioprotektiver Medikamente wie SGLT2 und GLP1 Analoga
Nicht immer können alle Empfehlungen so durchgeführt werden und müssen individuell angepasst werden. Dennoch kann dadurch das Risiko deutlich reduziert und somit minimiert werden. Bei bereits stattgefundenen Ereignissen können erneute Erkrankungen so bestmöglich verhindert werden.
Bei anderen kardialen Erkrankungen wie zum Beispiel der Herzschwäche, besteht in der modernen Diabetestherapie mittlerweile die Möglichkeit mit Medikamenten sowohl das Herz als auch den Diabetes positiv zu beeinflussen. Auch hier wird individuell die bestmögliche Therapie gewählt.
Die Komplexität dieser ineinandergreifenden Erkrankungen und deren Behandlung kann zunächst verwirren und sicher auch ängstigen. Aber die enge Zusammenarbeit unserer ärztlichen Kollegen*innen aus den unterschiedlichen Fachbereichen Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Kardiologie und Diabetologie ermöglichen eine optimale Versorgung Ihrer Erkrankungen und deren regelmäßige Kontrolle.
Sprechen Sie uns bezüglich Ihrer Sorgen um ihre Gesundheit, Ihrer Fragen und Wünsche an.
Wir helfen gerne weiter!
Quelle:
Diabetologie und Stoffwechsel Supplement, DDG